Die Fulɓe
Termini
Für die Fulɓe (im Singular: Pullo ) finden sich unterschiedliche Bezeichnungen.
Manchen dient das Singularwort, anderen wiederum das Pluralwort als Grundlage: So lautet der französische Terminus Peul (oder Peulh), der englische hingegen Fulani und Fula, im deutschen Sprachraum wird zur Bezeichnung von Volk und Sprache meist nur Ful verwendet. Im Sudan werden Fulɓe mit Fellata (einem Wort aus dem Kanuri) benannt, etc. etc.
Darüber hinaus gibt es Clans, die sich stark von anderen abgrenzen, wie zum Beispiel die Bororo (Plural: Woɗaaɓe) aus dem Niger.
Die Sprache der Fulɓe ist das Fulfulde (Ful, Fula, Peulh, Pulaar, Pular)
Die Verbreitung
Die Tabelle zeigt die Aufteilung der 40 Millionen Fulɓe auf die einzelnen Länder und ihr Anteil in Prozenten (aktualisiert 19.Dezmber 2014):
Land | Fulɓe | in Prozent | (einige) Ful-Varianten in diesen Ländern |
---|---|---|---|
Guinea | 4.590.000 Fulɓe | 40,0 % | Fuuta Jaloo |
Senegal | 3.245.000 Fulɓe | 23,8 % | Pular, Fuuta Tooro |
Guinea Bissau | 338.000 Fulɓe | 21,0 % | Fulakunda |
Gambia | 347.000 Fulɓe | 18,0 % | Pulaar, Fulakunda |
Mali | 2.797.000 Fulɓe | 17,0 % | Maasina, Seeno, Douentsa, ... |
Nigeria | 18.700.000 Fulɓe | 12,3 % | Adamawa, Gombe, Sokoto, Bororo |
Kamerun | 2.313.000 Fulɓe | 10,0 % | Adamawa, Bororo |
Burkina Fasi | 1.783.000 Fulɓe | 9,7 % | Liptaako, Jelgooji |
Niger | 1.485.000 Fulɓe | 8,5 % | West-Niger, Diamaré, Bororo |
Mauretanien | 290.000 Fulɓe | 8,0 % | Fuuta Tooro |
Benin | 730.500 Fulɓe | 7,0 % | Bogu |
Sierra Leone | 418.600 Fulɓe | 6,8 % | Fuuta Jaloo, Kebu Fula |
Zentralafrik. Republik | 267.000 Fulɓe | 5,8 % | Bagirmi |
Côte d'Ivoire | 424.000 Fulɓe | 2,0 % | Maasina, ... |
Tschad | 219.000 Fulɓe | 1,8 % | Borgu |
Ghana | 17.000 Fulɓe | < 1 % | Maasina, ... |
Sudan | 190.000 Fulɓe | < 1 % | Adamawa |
Bevölkerungsexplosion
Quellen aus den 70er und 80 Jahren berichteten noch von 10 bis 15 Millionen Fulɓe. Anfang dieses Jahrtausend lebten insgesamt 25 Millionen Fulɓe in Westafrika, im Jahr 2015 war die Anzahl der Fulɓe auf 40 Millionen angewachsen (wie aus den Statistiken der einzelnen Länder leicht zu addieren ist).
Mali und Niger sind in der Bevölkerungsexplosion Spitzenreiter mit im Durchschnitt mehr als sechs Kindern pro Frau. Allein seit der Jahrtausendwende ist die Bevölkerung z.B. in Mali von 11 auf 17 Millionen Menschen angewachsen. Dies erklärt natürlich auch die enormen Steigerungen bei der Fulɓe-Bevölkerung insgesamt.
Geschichte
Im ersten Jahrtausend waren die Fulɓe im alten Reich von Ghana mit seinem Zentrum im heutigen Mauretanien anzutreffen, nachdem sie in den Jahrhunderten zuvor aus dem Norden und Nord-Osten des Kontinents aufbrachen. Unterschiedliche Theorien über den Ursprung der Fulɓe sind im Laufe der Zeit diskutiert worden.
Faktum ist, dass zu Beginn des zweiten Jahrtausends die Ausbreitung der Fulɓe über den gesamten Sahelgürtel begann. Die zunehmende Austrocknung der Sahara zwang die Fulɓe - wie auch andere Völker - ihre damaligen Siedlungsgebiete zu verlassen und in südlicher gelegene Savannenlandschaften des Sahel vorzudringen. In diese Zeit fällt der Aufstieg des historischen Reiches Takrur, im heutigen Gebiet des Fuuta Tooro (Senegal). Eine Gruppe wanderte bis in das Bergmassiv von Guinea, dem Fuuta Jaloo. In den folgenden Jahrhunderten wurde auch das Nigerdelta besiedelt, wo im 15. Jahrhundert das Maasina-Imperium über Jahrhunderte hinweg bedeutende kulturelle und politische Impulse gab. In dieser Zeit gewann auch das Fulfulde immer mehr an Bedeutung.
Das Nigerdelta war dann auch Ausgangspunkt vieler weiterer Wanderungsbewegungen der Fulɓe, zum einen nach Westen, zum anderen nach Osten, wo sie Ende des 18.Jahrhunderts ins heutige Nigeria gelangten. Dort wurde im Jahre 1803 das Kalifat von Sokoto gegründet.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es vor allem zu einer Ausdehnung in südliche Gebiete, sei es durch politischen Druck (z.B. in Guinea), sei es dass Viehzüchter (etwa aus Mali und Burkina Faso) aus ökologischen / ökonomischen Gründen bessere Weidebedingungen für ihr Vieh in südlicheren Staaten, wie Ghana oder der Elfenbeinküste suchten.
Fulɓe waren in frühen Jahrhunderten vorwiegend von der Rinderzucht lebende Nomaden. Noch heute ziehen viele als Nomaden oder Halbnomaden mit ihren Herden – Rindern, Schafen und Ziegen – durch den Sahelraum.